ForumF: Seit einigen Wochen ist im Internet ein „Finanzquiz“, das auch „Gold Challenge“ genannt wird, zu finden. Was hat es damit auf sich?
Gerhard Weibold: Die Initiative läuft derzeit als Prototyp auf finanzquiz.at in Österreich und auf finanzquiz.de in Deutschland. Da man in diesem Quiz für herausragende Leistungen unter anderem mit Gold belohnt wird, ist das Finanzquiz auch auf goldchallenge.at und goldchallenge.de zu finden. Mit der Initiative bieten wir allen Teilnehmenden die Möglichkeit, ihren individuellen Wissensstand zu Finanzthemen festzustellen. Aufgezeigte Wissensdefizite sollen zur Inanspruchnahme substanzhaltiger und interessenunabhängiger Finanzbildung, die auch kapitalmarktbezogene Themen umfasst, motivieren. Das Finanzquiz ist als anspruchsvolles Instrument konzipiert und die Erreichung eines maximalen Erfolgsgrades in minimaler Zeitdauer ist kein leichtes Unterfangen. Und wenn man es nicht nur erfolgreich absolvieren möchte, sondern Gold oder andere attraktive Prämien anstrebt, wird es zur einer großen „Gold-Challenge“.
ForumF: Wie funktioniert das Finanzquiz konkret und wie kommt man zu einer Belohnung?
Weibold: Das Finanzquiz umfasst 100 ganz konkrete Aussagen zu Anlage‑, Finanzierungs‑, Versicherungs- und Geldthemen, die in zufälliger Reihenfolge angezeigt werden und die mit „richtig” oder „falsch” zu beurteilen sind. Mit mindestens 75 Prozent richtig beantworteter Aussagen hat man das Finanzquiz mit Erfolg bestanden, sind es 90 Prozent oder mehr, so liegt ein ausgezeichneter Erfolg vor. In beiden Fällen kann eine Erfolgsbestätigung als PDF angefordert werden. Gelingt ein Erfolg von 99 oder gar 100 Prozent, erlangt man die Anwartschaft auf eine der vorher genannten Belohnungen. Für die tatsächliche Vergabe der Belohnung wird eine Reihung nach den höchsten Erfolgsgraden mit den kürzesten Bearbeitungszeiten vorgenommen. Die letztlich entscheidenden Zeitunterschiede werden häufig sehr gering ausfallen.
ForumF: Welche Belohnungen sind vorgesehen, wer stellt diese zur Verfügung und wie lange soll die Initiative laufen?
Weibold: Es werden Goldbarren, Wertpapierguthaben, Kursteilnahmen, Sachbücher und andere Bildungsanreize vergeben. Diese stellen „Financial Education Partner“, die auf jedwede inhaltliche Einflussnahme verzichtet haben, zur Verfügung. Die Belohnung herausragender Leistungen wird wöchentlich erfolgen, eine zeitliche Begrenzung ist derzeit nicht vorgesehen. Sollte das Interesse mitwirkender Partner andauern oder sogar steigen, könnten wir das Finanzquiz als dauerhafte Einrichtung etablieren. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland.
ForumF: Wann wird der Start der Initiativen erfolgen oder ist das vielleicht bereits geschehen?
Weibold: Offiziell werden wir die Initiative „Finanzquiz“ in Österreich im Rahmen einer Veranstaltung am 2. Oktober 2024 in Wien starten und wenig später wird die Initiative auch in Deutschland online gehen. Um sicher zu sein, dass das Finanzquiz auch hohen Belastungen standhält, gibt es schon jetzt den erwähnten Prototyp. Bedenkt man nämlich, dass bei lediglich 250 täglich absolvierten Durchgängen im Finanzquiz mehr als 9 Millionen bewertete Aussagen pro Jahr anfallen, lassen sich die möglichen Dimensionen bereits erkennen. Sollte sich das Datenvolumen durch eine große Nachfrage – insbesondere in Deutschland – vervielfachen, müssen wir dieser Herausforderung auch gewachsen sein. Wir sehen der tatsächlichen Entwicklung jedenfalls mit Spannung und Zuversicht entgegen.
ForumF: Was passiert mit den großen Datenmengen, die das Finanzquiz liefert?
Weibold: Das Finanzquiz läuft grundsätzlich vollkommen anonym ab und es wird bei jedem Start eines Finanzquiz lediglich eine achtstellige Kennung ohne persönliche Zuordnung automatisch vergeben. Personendaten werden wir ausschließlich bei Entstehen eines Anspruches auf eine Belohnung benötigen und dann die dafür notwendige Zustimmung einholen. Mit einem gut vorbereiteten Data-Mining werden wir imstande sein, Erkenntnisse über den Stand des Finanzwissens in Österreich und in Deutschland in bislang noch nie da gewesener Breite und Tiefe zu gewinnen. Es ist daran gedacht, die Ergebnisse in verschiedenen Detaillierungsgraden anzubieten. Im einfachsten Fall wäre es nur eine einzige Kennzahl, also eine Art „Finanz-IQ“. Auswertungen nach Themenbereichen (Anlegen, Finanzieren, Versichern, Geld) und nach bewerteten Aussagen werden mehr Einblick geben und das Publikum, das mit Medianen, Standardabweichungen und Konfidenzintervallen sowie mit Cluster‑, Assoziations- und Regressionsanalysen etwas anzufangen weiß, werden wir auch bedienen.
ForumF: Werden die Ergebnisse auch für die Finanzwirtschaft interessant sein?
Weibold: Das denke ich schon, denn das Finanzquiz wird Rückschlüsse auf Wissen, Halbwissen oder Nichtwissen zu vielen Finanzthemen erlauben. Das ermöglicht es, Kunden zielgerichtet zu informieren und Mitarbeiter/-innen mit Kundenkontakt für den Abbau von Wissensgefällen auszubilden. Auf Wunsch bieten wir das Finanzquiz auf separaten Subdomains (beispielsweise xyz.finanzquiz.at) an, was das Interesse der Finanzwirtschaft verstärken könnte. „Know Your Customer“ bekäme damit eine komplett andere Bedeutung.