Rentable Geldanlage beim jetzigen Niedrigstzins und Geldwertschwund – geht das? Es braucht wohl „Mut zu Risiko und Neugierde für privaten Vermögensaufbau und zur Altersvorsorge“. Das war auch der Titel des „Financial Forum“-Diskussionsabends des Finanz-Marketing Verbandes (FMVÖ) und der Governance & Compliance-Wissensplattform INARA. Im vollbesetzten Säulensaal der Wiener Börse begrüßten Markus Gremmel, Vizepräsident des FMVÖ, sowie Gastgeber Martin Wenzl, Head of Department Listings & Indices der Wiener Börse AG, der auf die florierenden Tätigkeiten seines Hauses – Anleihenemissionen, Handelsplattform, Datenvertrieb und Financial Literacy – verwies.
Hebel heben
In ihrem Impulsvortrag „Finanzbildung: Schlüssel zur finanziellen Freiheit?“ gab Astrid Valek, Vorstandsmitglied des FMVÖ, zu bedenken, dass laut Gallup-Umfrage 49 Prozent der ÖsterreicherInnen ihr Finanzwissen als unzureichend einstufen. Anlageentscheidungen müssten aber wohlüberlegt sein und brauchen daher Finanzwissen. Nur 25 Prozent der ÖsterreicherInnen sind in Wertpapiere investiert. Jene mit wenig Finanzwissen greifen zu Sparprodukten mit Realwertverlust, obwohl es am Kapitalmarkt eine Reihe von Alternativen gibt. Und auch gegen die Gefahr der Altersarmut – die besonders bei Frauen hoch ist – könne Finanzbildung ein „großer Hebel“ sein, appellierte Valek.
Breiter Bogen
Zu Beginn der anschließenden Podiumsdiskussion spannte Moderatorin Brigitta Schwarzer, Geschäftsführende Gesellschafterin von INARA, den Bogen möglicher Anlagealternativen von kapitalgedeckten/fondsgebundenen Lebensversicherungen über Immobilien und Krypto Assets bis hin zu Social Assets.
Mix wichtig und richtig
Lebensversicherungen seien zur Absicherung gegen biometrische Risiken und zur finanziellen Altersabsicherung gedacht, so Sonja Steßl, Vorstandsmitglied der Wiener Städtischen Versicherung. Gerade jetzt in den „Stapelkrisen“ bräuchten die Menschen in der Beratung Sicherheit und Stabilität. Auch das Thema „nachhaltig anlegen“ und ESG eröffne neue Zielgruppen. Generell gelte, dass Junge viel risikoreicher veranlagen müssen als früher um auf einen Kapitalstock zu kommen. Umso wichtiger sei der individuell richtige Wertpapiermix.
Keine Bubble in Sicht
Keine „Immobilienblase“ sieht der Head of Capital Markets des Wohnimmobilienspezialisten Aventa AG, Kamil Krzysztof Kowalewski. In Österreich seien Immos noch immer relativ günstig im internationalen Vergleich. Angesichts der gestörten Lieferketten und überforderten Logistiker drohe kurzfristig keine Überbewertung und kein Runtergehen der Immopreise. Die Palette an Anlageformen reiche von Immoaktien über Fonds und Anleihen bis zu Crowdfinancing.
Für Gambler
„Datenbank Blockchain, Krypto Assets, (Security & Non Fungible) Tokens, Bitcoin, Stable Coin“. Diese Begriffe erklärte Rechtsanwalt Klaus Pateter, Kryptospezialist und Chief Legal Officer der mobilen Immoobjektbeteiligungsplattform Brickwise. Auf die „Hoffnung“ Bitcoin u.ä. spekulieren sollte man nur, wenn man „überaus risikofreudig“ ist, „mit (Spiel-)Geld, das man nicht so schnell braucht“, denn es sei noch immer „gambeln“.
Business plus Social
Auf Unternehmen, die gesellschaftliche Probleme mit Produkten und Dienstleistungen am Markt unternehmerisch-rentabel lösen, setzt Constanze Stockhammer, Geschäftsführerin des Social Entrepreneurship Network Austria SENA. Solche „Social Businesses“ bringen als „For Profit Unternehmen“ durchaus Geld, haben aber auch Rendite im ökologischen und gesellschaftlichen Sinne. Wenn man mit seinem Geld „etwas bewirken“ will, solle man in Social Businesses investieren, von denen man sich „emotional angesprochen“ fühle und/oder wo man Erfahrung mitbringe. Aber auch Geduld, denn man solle „keine schnellen Gewinnergebnisse erwarten“.
Schwarzers Fazit: „Jeder hätte gern Low Risk – High Fun. Das spielt´s nicht, aber jedeR kann wohlüberlegt aus einer Anlagepalette wählen – solides Finanzwissen vorausgesetzt.“
Der Text wurde von Mag. Manfred Kainz von INARA verfasst.