Noch nie zuvor haben sich ArbeitnehmerInnen so intensiv mit ihrer Zukunft auseinandergesetzt wie aktuell. Das spiegelt sich auch in den Wünschen nach Sozialleistungen wider. Dabei steht vor allem die betriebliche Vorsorge hoch im Kurs. 9 von 10 Befragte finden eine Pensionsvorsorge (91 Prozent), eine private Krankenversicherung (90 Prozent) oder steuerfreie Zukunftsleistungen wie lohnsteuerfreie betriebliche Vorsorge (89 Prozent) bei der Jobsuche besonders attraktiv. Das zeigt die aktuelle „Health & Benefits Studie“ von GrECo, die sowohl die ArbeitnehmerInnen- als auch die Arbeitgeberseite befragt hat.
„Die Anforderungen an den Job steigen weiter. Viele ArbeitnehmerInnen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Auch eine zusätzliche Pensions- und Krankenvorsorge, die deutlich über die staatliche Grundversorgung hinausgeht, wird zunehmend geschätzt. Lösungen, die MitarbeiterInnen auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste“, erklärt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo.
Langfristige Sicherheit ist der größte Loyalitätsfaktor
Unternehmen sind sich längst bewusst, dass Benefits, die zeitgemäß und besonders relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor ins Unternehmen darstellen und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben. Vor allem langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen haben für 8 von 10 Befragten (83 Prozent) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie Fitnessangebote. Ein Unterschied zeigt sich hier jedoch bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere liegt.
„Das liegt nicht daran, dass die Gen Z Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung nicht schätzt. Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken“, erklärt Experte Schuller. „Es geht hier um ein abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann.“
Betriebliche Vorsorge als ungenützte Chance mit großem Potential
Trotz aller Bemühungen schöpfen aktuell 67 Prozent der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen noch nicht aus. Dabei bieten steuerfreie Zukunftssicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Pensionszusagen gerade die finanzielle Sicherheit, die sich die Mitarbeiter:innen wünschen. Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen ArbeitnehmerInnen (25 Prozent) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig sind und nur 4 Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben. Diese Lücke wird aber nach wie vor auch in der Praxis von nur rund 17 Prozent der Unternehmen abgedeckt. Auch eine „Pensionszusage“ bieten nur 27 Prozent an und das, obwohl sie angesichts der steigenden Lebenserwartung ein wichtiges Angebot wäre, um die Erhaltung des Lebensstandards im Alter sicherzustellen.
Bedürfnisse im Wandel: Benefits müssen neu definiert werden
Im Kampf um die besten Talente steigt der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35 Prozent) der heimischen ArbeitnehmerInnen ist sogar bereit, auf 10 Prozent des Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür wichtige Benefits erhalten – in der Gen Z ist es sogar jede zweite Person (46 Prozent). Benefits wie Home Office oder flexible Arbeitszeiten, zählen jedoch nicht dazu. Sie werden viel mehr als selbstverständliche Voraussetzung betrachtet und sind wie der Obstkorb, den nur mehr 24 Prozent als sehr ansprechend bewerten, seit langem kein Alleinstellungsmerkmal mehr.
„Eine ‚One-size-fits-all-Lösung‘ bei Benefits ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer MitarbeiterInnen erkennen und entsprechend handeln, sind für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser gerüstet und langfristig erfolgreicher“, so Schuller.
Neue Herausforderungen liegen in der der Kommunikation
Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56 Prozent der MitarbeiterInnen kennen auch alle angebotenen Benefits. Auf Seite der Arbeitgeber gilt es dringend, eine zugängliche Übersicht der angebotenen Benefits zu schaffen und diese laufend zu kommunizieren. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen gibt zudem an, keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme für Benefits aufgewendet werden.
„Das zeigt deutlich, dass Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie für bestehende MitarbeiterInnen dringend verbessern müssen, denn 88 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der sich um sie kümmert. Nur wer langfristige Absicherung und moderne Arbeitsmodelle kombiniert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können – erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels“, fasst Schuller abschließend zusammen.