Trotz wirtschaftlicher Schwäche, geopolitischer Spannungen und steigender Risiken in einzelnen Kreditsegmenten zeigt sich der österreichische Bankensektor weiterhin widerstandsfähig. Das bestätigt der aktuelle Financial Stability Report der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).
Eigenkapitalstarke Institute als Stabilitätsanker
Im Jahr 2024 erwies sich der österreichische Bankensektor als solide aufgestellt – trotz der wirtschaftlich herausfordernden Rahmenbedingungen. Die Banken erzielten mit 11,5 Milliarden Euro den zweithöchsten Jahresgewinn ihrer Geschichte. Laut OeNB wurde dieser Gewinn „zum überwiegenden Teil zur Stärkung des Eigenkapitals“ verwendet. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die Kapitalausstattung: Die harte Kernkapitalquote (CET1-Quote) lag zum Jahresende 2024 bei 17,5 Prozent – und damit weiterhin leicht über dem EU-Durchschnitt. Die OeNB hebt hervor: „Die Profitabilität des Bankensektors ist ein wichtiger Risikopuffer in unsicheren Zeiten.“ Zwar gehen die Banken für 2025 von einem leichten Rückgang der Profitabilität aus, bleiben aber vorsichtig optimistisch, was ihre Ertragslage betrifft. Damit bleibt das Eigenkapital neben dem Gewinn der zentrale Puffer zur Abdeckung möglicher Verluste in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld.
Risiken in der Gewerbeimmobilienfinanzierung nehmen zu
Ein besonderer Risikobereich ist laut OeNB weiterhin die gewerbliche Immobilienfinanzierung (Commercial Real Estate, CRE). Hier hat sich die Lage im Jahr 2024 deutlich verschärft. Österreich verzeichnete im Vergleich zu anderen europäischen Ländern einen der stärksten Anstiege der Nonperforming-Loan-Quote (NPL) in diesem Segment. Die OeNB unterstreicht die aufsichtliche Bedeutung dieses Bereichs: „Die hohe Exponierung und das Risikopotenzial machen die Überwachung der CRE-Risiken weiterhin zu einer aufsichtsrechtlichen Priorität.“ Um diesen Risiken gezielt zu begegnen, wird ab Juli 2025 ein sektoraler Systemrisikopuffer in Höhe von zunächst 1 Prozent eingeführt. Darüber hinaus zeigt sich auch in der Unternehmensfinanzierung ein negativer Trend: Die Kreditqualität hat sich spürbar verschlechtert – insbesondere in den Branchen Immobilien, Bau, Industrie und Handel. Vor allem kleinere Banken mit Österreich-Fokus verzeichneten hier einen deutlichen Anstieg der NPL-Quote.
Wohnbaukredite stabilisieren sich, systemische Risiken im Griff
Im Bereich der privaten Wohnbaufinanzierung zeigt sich ein deutlich anderes Bild. Hier verzeichnete die OeNB 2024 eine Erholung – vor allem aufgrund sinkender Zinsen und steigender Haushaltseinkommen. Das Neugeschäft zog im zweiten Halbjahr spürbar an. Gleichzeitig blieben die systemischen Risiken im Griff, was unter anderem auf die geltenden Kreditvergabevorgaben der KIM-Verordnung zurückzuführen ist. Der Anteil nachhaltiger Kredite lag Ende 2024 bei knapp 90 Prozent. Die OeNB würdigt dies als wirksamen Beitrag zur Finanzstabilität und hält fest: „Die umsichtige Kreditvergabe der Banken, unterstützt durch die bindenden Kreditvergabestandards gemäß KIM‑V, hat die systemischen Risiken im Bereich der Wohnbaufinanzierung wirksam reduziert.“ Trotz geopolitischer Spannungen, Zinswende und konjunktureller Unsicherheiten zeigt sich der österreichische Finanzsektor damit widerstandsfähig. Abschließend hält die Notenbank fest: „Eine starke Ertragslage und solide Kapitalpuffer – gestützt durch Reformen nach der Finanzkrise – sichern die Stabilität des Finanzsektors.“














