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Die Fallen bei einer Pensionsreform

Eine Reihe namhafter Experten wird nicht müde, nahezu täglich zu fordern, das gesetzliche Antrittsalter anzuheben. Natürlich nicht von heute auf morgen, sondern behutsam, mit langen Übergangsfristen. Unbestritten bleibt, dass sich Österreich ein riesiges finanzielles Problem herangezüchtet hat. Denn ein Staatshaushalt, der – bei stark steigender Tendenz – jedes Jahr mehr als ein Viertel seiner Einnahmen in die Absicherung der öffentlichen Pensionen hineinbuttern muss, wird immer ein Sanierungsfall bleiben.

Zu Recht wird aber von der Arbeitnehmerseite moniert, dass das keinen Sinn macht, solange es nicht genügend Jobs für Ältere gibt. In der Tat findet man genügend Firmen, in denen es kaum oder keine Beschäftigten 60+ mehr gibt. Es ist in manchen Branchen noch immer Usus, langdienende und daher auch teure Mitarbeiter so bald wie möglich zu verabschieden und durch jüngere, billigere zu ersetzen. Beispiele gefällig?

Die Banken als abschreckendes Beispiel in der Personalpolitik

„Spätestens wenn Du einmal 60 bist, wird man dich zu einem Gespräch in die Personalabteilung einladen,” erzählte mir ein langjähriger Bawag-Angestellter. Da geht es dann darum, wie man dem Kollegen ein Ausscheiden vor der Regel-Pension schmackhaft machen kann. Das wird seit Jahren mit System betrieben, daher sind die Personalkosten gesunken und Gewinn sowie Aktienkurs gestiegen. Ähnlich agiert seit vielen Jahren die Bank Austria: Sie machte schon 50-Jährigen das Angebot, auszuscheiden und ihnen eine Art „Überbrückungsgeld” bis zur gesetzlichen Korridorpension (ab 62) zu zahlen. Anfangs waren die Konditionen derart großzügig, dass man das Angebot kaum ablehnen konnte. Inzwischen sind diese „freiwilligen” Angebote weniger attraktiv geworden. Da die Zahl der Bank-Filialen schrumpft, konnte man so insgesamt den Personalstand reduzieren.

Dort, wo Firmen finanzielle Probleme haben (z. B. in der Medienbranche und in der Industrie), ist die – meist „einvernehmliche” Verabschiedung älterer Kollegen nach wie vor gang und gäbe. Zwar beklagen Unternehmer stets den Facharbeitermangel. Wenn so wie jetzt in der Rezession die Aufträge ausbleiben ist ein Personalabbau letztlich unvermeidlich, was man an den steigenden Arbeitslosenzahlen sieht. Der trifft oft die Älteren. Daher kann man das Argument, dass ein Anheben des gesetzliche Pensionsantrittsalters nur dazu führt, dass viele vor dem Ruhestand länger in der Arbeitslosen verweilen, nicht wegschieben.

Österreich war lange ein Paradies für Frühpensionisten

Natürlich gibt es auch jene, die mit dem in Österreich ebenso weit verbreiteten Frühpensions-Virus infiziert sind: Die nützen die erstbeste Chance, so bald wie möglich ihr Arbeitsleben zu beenden, sogar wenn das mit finanziellen Einbußen (Abschläge bei der Pension) verbunden ist. Das wurde durch großzügig Frühpensions-Varianten („Hackler-Regelung” für gutverdienende Angestellte und Beamte) sogar politisch unterstützt. In der Statistik zählen wir mittlerweile in Europa zu jenen Ländern mit dem niedrigsten Pensions-Antrittsalter. Das liegt auch daran, dass es bei uns ewig gedauert hat, bis man begonnen hat, das gesetzliche Antrittsalter von Männern und Frauen anzugleichen (das dauert noch bis 2033!). Jene wehrten sich am längsten dagegen, die ansonsten am lautesten für Gleichberechtigung plädierten.

Zumindest ist sich die neue Koalition darin einig, dass das faktische Antrittsalter steigen muss. Die geplanten Verschlechterungen bei der Korridorpension (nur für Männer) werden da kaum reichen. Noch dazu, wo schon wieder gefordert wird, neue Schlupflöcher für Frühpensionen zu schaffen, indem man die „Schwerarbeiterpension” auf mehr Berufsgruppen ausdehnt. Es wird dazu notwendig sein, den Unternehmen den Abbau älterer Arbeitskräfte durch geeignete Maßnahmen zu erschweren oder unmöglich zu machen. Nicht unterschätzen sollte man auch die Wirkung eines nötigen Ausbaus der Gesundheitsvorsorge, damit wir länger gesund und arbeitsfähig bleiben.

Der demographische Wandel wird dazu führen, dass Arbeitskräfte ein knappes Gut werden, vor allem wenn es der Wirtschaft wieder besser geht. Bis dahin muss einiges getan werden, um Ältere länger in der Beschäftigung zu behalten. Es ist nun einmal eine Tatsache, dass die Lebenserwartung seit den 1970ern um zehn Jahre angestiegen ist und das tatsächliche Pensionsantrittsalter sich nur geringfügig nach oben bewegt hat.

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