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Draghi geht – Realverlust bleibt

An der Spitze der Europäischen Zentralbank naht ein Führungswechsel. Mario Draghi, konsequenter Killer jeglicher Realverzinsung für Anleger in Staatsanleihen und gar nicht so klammheimlicher Freund schwer verschuldeter Finanzminister, geht im Oktober. Christine Lagarde ist schon nominiert, die Bestellung scheint Formsache. Das aktuelle Zinsregime wohl auch. Oder?

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Die Zinswelt bleibt irrational. Vor Kurzem hat die Republik Österreich ihre Staatsanleihe von 2017 mit 100 Jahren Laufzeit mühelos aufgestockt. Die aktuelle Rendite bis zur Rückzahlung anno 2117 beträgt bei diesem Anleiheinvestment nur noch 1,1 Prozent pro Jahr. Unterstellt man eine Inflationsrate von 2 Prozent – das oftmals erklärte wirtschaftspolitische Ziel der Euro-Hüter in Frankfurt – dann verlieren Investoren bis zum Laufzeitende fast 60 Prozent der einstmals eingesetzten Kaufkraft.

Notenbank–Gouverneur Ewald Nowotny sieht zwar die Nullzinspolitik nicht in Stein gemeißelt, zumal wenn seiner Meinung nach in der 2. Jahreshälfte der Wachstumspfad im EURO–Raum wieder stabiler wird. Jedenfalls meinte er dies vor einigen Wochen gegenüber dem „Handelsblatt“. Aber wird Madame Lagarde, immerhin als ehemalige Ministerin Frankreichs dem Staatsinterventionismus wohl nicht so abhold, neue Akzente setzen?

Die ernüchternde Ausgangslage ist, dass mit Anleihen halbwegs budgetär konsolidierter Staaten kaum Verzinsung, schon gar nicht eine reale erzielt werden kann. Institutionelle Anleger, die meist stringente Veranlagungsvorschriften zu beachten haben, sind ein Teil der Leidtragenden. Auf der Strecke bleibt aber auch die private Geldvermögensbildung – und da schon länger als ein Jahrzehnt lang. Mehr noch: Wenn alles so bleibt wie jetzt, dann drohen den Sparern Negativzinsen, die da und dort schon aus dem Unkraut der auf den Kopf gestellten Haben–Konditionen schießen.

Von der Politik ist kaum etwas zu erwarten. Die Finanzminister, deren Staatschulden in der Geschichte des Deficit Spending noch nie so billig refinanzierbar waren, reiben sich weiterhin die Hände und halten still. Und die Regierungschefs – na ja, die Financial Literacy ist auch in vielen Staatskanzleien nicht umwerfend. Also bleibt nur ein gesellschaftspolitischer Diskurs, auf breiter Front von Ökonomen und Finanzexperten losgetreten. Wer traut sich den Startschuss zu geben? Wo bleiben eigentlich die vielen „Mittelstandsbewahrer“, die sich in Parteiprogrammen und Sonntagsreden meist so engagiert ins Zeug legen?

Die Zeit drängt: In der EZB droht nämlich business as usual.

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