In Österreich werden derzeit politisch „disruptive Strategien“ verfolgt. Ob das für die Kunst des Regierens ebenso innovativ ist wie in der Informationstechnologie oder in der KFZ–Industrie bleibt vorerst offen. Jedenfalls braucht das Land – auch wenn es nur um ein Provisorium bis voraussichtlich Dezember geht – auch im „Übergang“ jemanden, der von Finanzen, Steuern, Kapitalmarkt und Kreditwirtschaft etwas versteht. Hoffentlich nehmen das der neue Interimskanzler und der Bundespräsident in ihr Anforderungsprofil auf. Die Zeit drängt, am Donnerstag ist Feiertag und an einem Fensterfreitag ist das Head–Hunting auch nicht einfach. Das verlängerte Wochenende, Sie verstehen, man gönnt sich ja sonst nichts… .
Wir brauchen nämlich dringend jemanden, der den Wahlkämpfern aller Fraktionen in den kommenden Wochen penibel vorrechnen kann, was der jetzt zu erwartende Schub an sozialpolitischen Innovationen den Steuerzahler im Einzelfall wirklich kostet. Ach ja, er muss auch möglichst allen im Nationalrat vertretenen Parteien zu Gesicht stehen. Sonst droht wieder der Misstrauensantrag.
Gesucht wird somit eine „Konzentrationsregierung“. Die Gefahr ist akut: Der kleinste gemeinsame Nenner ist für die Mathematik wichtig, in der Politik kann er zu letalen Schäden führen. Aber das wird der Professor der Nationalökonomie wohl berücksichtigen. Er sollte daher dem interimistischen Regierungschef sagen, dass dieser bei der Personalauswahl auf unverzichtbare Kernkompetenzen achten muss.
In aller Bescheidenheit: Der Begriff „Kapitalmarkt“ sollte ihm oder ihr geläufig sein. Das wird gar nicht leicht – so auf die Schnelle!