Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz in Österreich und Mag. Christian Ramberger, Geschäftsführer der KAG Allianz Invest, sehen bei der Präsentation des Allianz Invest Quarterly zum 4. Quartal des Jahres – den Ausblick auf die Entwicklung der Aktien- und Anleihemärkte – ein „weiterhin starkes Wachstum der Weltwirtschaft“, wenngleich die zu erwartende leichte Abflachung der Wachstumsraten im kommenden Jahr „steigende Volatilität an den Märkten“ erwarten lasse.
Beim Ausblick auf das 3. Quartal im Juli 2018 (siehe ForumF-Bericht hier) lautete die Empfehlung noch „Aktien leicht übergewichten“. Drei Monate später beim Ausblick auf das 4. Quartal sind zwar die Risiken nicht kleiner geworden – Zinsentwicklung und Inflation, Handelskrieg und – in der Eurozone – die Budgetpolitik Italiens und die Ungewissheit rund um das BREXT-Thema, doch die Allianz–Experten empfehlen Anlegern auch für das 4. Quartal eindeutig: „Aktien übergewichten“! Nachsatz: „Die Kapitalmärkte waren die ‚Gewinner’ in der Finanzkrise”.
Die Verunsicherung an den Märkten und die Angst vor einer Rezession sind präsent wie eh und je, räumt Ramberger ein. Aber: „Während sich die öffentliche Verschuldung der westlichen Länder als Folge der Krise deutlich erhöhte und die Wirtschaftsleistung einzelner Staaten noch immer unter jener aus 2007 liegt, gehen die Kapitalmärkte klar als Sieger der Finanzkrise vor zehn Jahren hervor.“
Orientierung hin zu Kapitalmärkten
Bereits im September hatte die Allianz bei Präsentation ihres „Vermögensreport“ (Global Wealth Report – siehe hier) drastisch formuliert „Geldvernichtung am Sparbuch erreicht neuen Höhepunkt“. Martin Bruckner analysiert nun: Ja, die Finanzkrise hat in den Köpfen der „normalen“ Anleger ihre Spuren hinterlassen, gerade auch in Österreich. Konservativ anlegen sei hierzulande das Credo: „Das liebste Buch der Österreicher ist und bleibt das Sparbuch“. Und das kostet, rechnet Bruckner vor: „Denn hätte man selbst wenige Tage vor Ausbruch der Finanzkrise 2008 in einen konservativ ausgerichteten Investmentfonds der Allianz investiert, hätte man aus damals 100 Euro rund 160 Euro mit einer durchschnittlichen Rendite von 5,1 Prozent pro Jahr erzielt.“
Die höchsten Erträge konnten im 10-Jahresvergleich mit US-Aktien, darunter etwa der S&P mit über 10 Prozent Rendite, und High Yield-Anleihen, gefolgt von Emerging Markets-Assets erzielt werden; eine unterdurchschnittliche Entwicklung verzeichneten im Gegensatz dazu europäische Aktien. Dennoch: „Eine stärkere Orientierung hin zu Kapitalmärkten zahlt sich aus“, empfiehlt Ramberger.
„Im aktuellen Umfeld raten wir Anlegern, Aktien gegenüber Anleihen überzugewichten“, umreisst Bruckner die Anlagestrategie der Allianz für das kommende Quartal. Aktienseitig empfiehlt die Allianz, sich auf Titel aus den USA und Japan zu konzentrieren, Europa neutral zu halten und Emerging Markets unterzugewichten. Ein Rekordjahr bei Aktienrückkäufen – bedingt auch durch anhaltend steigende Gewinne der Unternehmen – wirke weiterhin unterstützend für US-amerikanische Aktienmärkte. In Japan habe sich nach dem Einbruch im zweiten Quartal die Wirtschaft im Sommer wieder erholt. Europäische Aktien seien im Vergleich zu US-Aktien deutlich günstiger bewertet. Die Abwertung des Euro in den letzten Wochen werde sich jedoch positiv auf die Gewinne, die bislang hinter anderen Regionen zurückblieben, auswirken.
Auf der Anleihenseite empfiehlt die Allianz, Anleihen aus den Emerging Markets leicht überzugewichten, Euroland-Anleihen neutral zu halten und US- sowie Unternehmensanleihen unterzugewichten.
Im Euroraum verzeichneten deutsche Staatsanleihen aktuell wieder eine sehr niedrige Rendite von 0,55 Prozent im 10-jährigen Bereich, während bei italienischen Papieren wesentlich mehr Bewegung stattfand: Die 10-jährigen Zinsen kletterten auf 3,5 Prozent. In den USA liegen die 10-jährigen Zinsen mittlerweile bei 3,23 Prozent.
Fazit: Zwar sollten die aktuellen Risiken nicht vernachlässigt werden und „die Volatilität scheint an die Märkte zurückgekehrt zu sein“, aber: „Ein Ende des Aktienbullenmarktes ist trotzdem nicht in Sicht.“