Dennoch: Wilhelm Rasinger, oberster Wahrer der Aktionärsinteressen in Österreich (und auch im Beirat des Prozessfinanzieres Cobin Claims für Anleger zuständig), wird nicht müde, sich für Maßnahmen einzusetzen, die den Anlegern zugutekommen („Nur dumme Schafe blöken nicht, wenn sie geschoren werden“), den Staat nichts oder kaum etwas kosten und den Wirtschaftsstandort Österreich stärken. So vor Kurzem mit einer Fülle von Vorschlägen in einem Gespräch im Klub der Wirtschaftspublizisten, von denen die Markantesten lauten:
+ Der IVA (Interessenverband der Aktionäre) hält es für problematisch, Gewinne aus Wertpapierveranlagungen voll zu besteuern. Um die langfristige Vorsorge zu fördern, sollten diese ab einer Behaltedauer von etwa fünf Jahren von der Vermögenszuwachssteuer befreit werden.
+ Für sinnvoll erachtet es Rasinger auch, die KESt-Sätze (für Sparbücher und Girokonten derzeit 25 %, für sonstige Kapitaleinkünfte 27,5 %) zu vereinheitlichen.
+ Das „gute alte“ Bausparen sollte in Richtung Bau- und Vorsorgesparen weiterentwickelt werden, wobei man auf die ohnehin meist durch Kosten wieder aufgefressene Mini-Prämie von 1,5 % (= 18 Euro bei einer jährlichen Einzahlung von 1.200 Euro) gut und gerne verzichten könne. Stattdessen sollte das Bausparen bis zu 50.000 Euro pro Person aber KESt-frei sein.
+ Bei der steuerbegünstigten Zukunftsvorsorge plädiert Rasinger für den Wegfall der kostenintensiven Kapitalgarantie, um dieses vor der Finanzkrise sehr beliebte Vorsorgeprodukt wieder attraktiver zu machen.
+ Pensionskassen sollten in ihren Veranlagungsvorschriften mehr Spielraum bekommen, sonst sind weitere Enttäuschungen vorprogrammiert. Darüber hinaus sollten Pensions- und Mitarbeitervorsorgekassen zusammengelegt, die Auszahlungen aus der sogenannten Abfertigung Neu erst zum Pensionsantritt erfolgen und die Arbeitgeberbeiträge in die betriebliche Vorsorgekasse von 1,53 % auf 2 bis 3 % des Bruttoentgeltes erhöht werden.
+ Die Einführung einer Steuer auf Vermögen lehnt der IVA ab.
+ Im Gegensatz dazu kann sich Rasinger jedoch die Wiedereinführung einer Erbschafts- und Schenkungssteuer („Erben ist keine Leistung“, die soziale Ausgewogenheit würde sich dadurch verbessern) vorstellen. Diese könnte im Falle von Börsegängen im Zusammenhang mit Unternehmensnachfolgen auch zu Impulsen für den Kapitalmarkt führen.
+ Ausdrücklich prangerte Rasinger die hohen Transaktionskosten, die für Private beim Immobilienankauf in der Höhe von +/- 10 % im Gegensatz zu Immobilien-Großtransaktionen anfallen, an.
+ Was die Körperschaftssteuer von derzeit 25 % betrifft, bringt Rasinger für Körperschaften eine steuerbegünstigte Dotierung einer Gewinnrücklage als Alternative zur diskutierten Senkung des Steuersatzes ins Spiel.
+ Zur jüngst wieder diskutierten Finanztransaktionssteuer: Hier gibt sich Rasinger entspannt und sieht darin – im direkten Vergleich mit den Gebühren einer Wertpapiertransaktion – kein heißes Thema. Vor allem, wenn man in seiner Anlagestrategie das Ziel „buy & hold“ verfolge.
Bemerkenswert ist auch noch, dass Rasinger in der ÖBAG, die derzeit hauptsächlich Anteile an der OMV, Post und Telekom hält und seiner Meinung nach mit stimmrechtslosen Vorzugsaktien mit einer Vorzugsdividende von 2 bis 3 % an die Börse gehen sollte, ein Vehikel sieht, wertvolle österreichische Unternehmen vor einem Abverkauf ins Ausland (und dem damit oft verbundenen Verlust qualifizierter Arbeitsplätze) zu retten. Er nannte dafür auch ein aktuelles Beispiel, nämlich die Bank Austria. Deren Auseinandersetzung mit der Oberbank kommentierte Rasinger mit dem Satz „Wenn zwei in der Sandkiste streiten, werden beide schmutzig“.
Von Josef Redl