Milan Frühbauer: Wie zufrieden sind Sie mit der Marktdurchdringung von Mastercard in Österreich?
Gerald Gruber: Wir sind mit dem Status Quo nicht unzufrieden, aber natürlich ist auch für uns am heimischen Markt für bargeldloses Bezahlen noch einige Luft nach oben. Vor allem im Bereich Credit.
Milan Frühbauer: Wie bewerten Sie die immer wieder aufkeimende Sorge um das Bargeld?
Gerald Gruber: Das Thema ist hierzulande sehr stark emotional behaftet und ich halte viele der Reaktionen, auch von politischer Seite, für überzogen. Und es ist in meinen Augen auch die falsche Diskussion, denn in Zeiten fortschreitender Digitalisierung sollten wir uns mehr Gedanken darüber machen, wie Bezahlen zukünftig funktionieren soll – das Internet der Dinge verträgt sich nicht mit Bargeld.
Milan Frühbauer: Was sind die signifikanten aktuellen Entwicklungen im Bezahlverhalten?
Gerald Gruber: Das kontaktlose Bezahlen wird sehr gut angenommen. Derzeit werden bereits mehr als 30 Prozent der Bezahlvorgänge mit Maestro Bankomatkarte an den Points of Sale kontaktlos abgewickelt – Tendenz stark steigend. Österreich erreicht damit zwar noch nicht die Nutzungsintensität in Tschechien oder in Polen, aber die Richtung stimmt. Der Einsatz der Kreditkarte steigt, der durchschnittliche Betrag der Transaktionen sinkt. Er liegt mittlerweile deutlich unter 100,- Euro je Transaktion. Das ist ein untrügliches Zeichen für eine Verbreiterung dieses Zahlungsmittels im geschäftlichen Alltag.
Ein nächster innovativer Schritt ist das sogenannte „Purchase with Cash Back“. Das heißt, man bekommt mit seiner Maestro Karte an der Kasse des Handelsunternehmens zusammen mit einem Einkauf auch Bargeld ausgehändigt. Es erfordert anfangs ein Umdenken beim Konsumenten, aber der Zusatzkomfort dieser Funktion ist evident. Der Markt wird da rasch reagieren.
Milan Frühbauer: Wie sieht eigentlich die Infrastruktur für die elektronischen Bezahlvorgänge derzeit in Österreich aus?
Gerald Gruber: Es gibt derzeit rund 9,7 Millionen ausgegebene Maestro Bankomatkarten, also mehr als das Land Einwohner hat. Insgesamt gibt es hierzulande derzeit 3,3 Millionen Kreditkarten, davon 1,3 Millionen von Mastercard. Die Zahl der POS Terminals dürfte in ganz Österreich bei rund 150.000 liegen. Interessant ist für uns, dass diese Zahl seit der Einführung der Registrierkassenpflicht auch bei sehr kleinen Unternehmen als Folge dieser Maßnahme deutlich steigt.
Milan Frühbauer: Was sind die wichtigsten unternehmensstrategischen Ziele von Mastercard?
Gerald Gruber: Wir sind bemüht das Bezahlen in der digitalen Welt so konsumentenfreundlich und sicher wie möglich zu gestalten. Dazu ist es essentiell, Vertrauen aufzubauen. Einerseits mit neuen Technologien wie MasterPass, SecureCode 2.0 oder MDES, unserem Service zur Digitalisierung von Karten, für Professionalität und absolute Sicherheit in der Abwicklung. Andererseits mit Marketing – Maßnahmen, die die Breite der Marke Mastercard unterstreichen. Das reicht von unserem Engagement bei der UEFA Champions League über die Partnerschaft mit Skiclub und Gemeinde Kitzbühel rund um die Hahnenkamm Rennen bis zur Unterstützung bei der bargeldlosen Abwicklung des jüngsten Life Balls in Wien. Dabei geht es unter dem Überbegriff „Priceless“ um das emotionale Aufladen der Marke parallel zum unbedingten Vertrauen in einen leistungsstarken Markenartikel der Finanzdienstleistung.