Gleich zwei gigantische Fälle von Bilanzfälschungen von Unternehmen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, bestimmen dieser Tage die Wirtschaftsnachrichten: auf der einen Seite der am internationalen Parkett der FinTechs mitspielende Zahlungsdienstleister Wirecard und auf der anderen Seite das konservative regionale Finanzinstitut Commerzialbank Mattersburg. Was beide vereint, ist der Tatbestand der Bilanzfälschung. Da wie dort wurde anscheinend jahrelang so getan, als wären fette Geldpölster vorhanden, die in realita gar nicht existent sind.
Ob die Wirtschaftsprüfer bei der Überprüfung der Bücher einen schlechten Job gemacht haben, oder ob die kriminelle Energie – wie immer wieder behauptet wird – in beiden Fällen derart ausgeprägt war, dass man den Bilanzfälschungen zu einem früheren Zeitpunkt gar nicht auf die Schliche hätte kommen können, wird noch lang Thema sein. Und man wird medial und generell das Tätigkeitsfeld von Wirtschaftsprüfern, die ja immer auch um gute Beziehungen zu ihren Auftraggebern bemüht sein müssen, einer Analyse unterziehen. Parallel wird auch die Rolle der Oesterreichischen Nationalbank und der Finanzmarktaufsicht in Hinblick auf die beiden Kriminalfällen intensiv besprochen werden – ob die beiden Institutionen nun wollen oder nicht.
Sparer, die ihr Geld bei der Commerzialbank Mattersburg sicher wähnten, und Anleger, die mit stabilen mittelfristigen Kursgewinnen der Wirecard-Aktien geliebäugelt haben, sind naturgemäß sowohl von den Wirtschaftsprüfern, als auch von den staatlichen Aufsichtsorganen enttäuscht. Gegenseitig schiebt man sich über die Medien die Verantwortung zu. Die Schuldfrage könne so nicht gestellt werden, heißt es dann. Zu viel kriminelle Energie sei im Spiel gewesen, und der könnten eben weder Wirtschaftsprüfer noch staatliche Aufsichtsorgane Herr werden.
Unterm Strich bleibt für den heimischen Anleger über, dass es vielleicht doch gescheiter wäre, sein Geld konservativ und da bei einem der Dickschiffe am Bankenmarkt anzulegen. Und so mancher spekuliert aktuell wahrscheinlich überhaupt damit, sein Erspartes angesichts der aktuellen Megapleiten gleich komplett dem Markt zu entziehen und sein Geld lieber in den eigenen vier Wänden zu horten. Für den Finanzplatz Österreich ist sowohl das eine, als auch das andere verheerend.