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Financial Forum des FMVÖ „Adapt oder die“ mit Alfred Leu (Generaldirektor Generali Holding Vienna), Othmar Ederer (Präsident des VVO), Liane Hirner (PwC Österreich), Moderator Eric Frey (Der Standard), Notenbank–Gouverneur Ewald Nowotny, Helmut Ettl (Finanzmarktaufsicht), FMVÖ Vizepräsident Josef Redl.
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Financial Forum des FMVÖ „Adapt oder die“ mit Alfred Leu (Generaldirektor Generali Holding Vienna), Othmar Ederer (Präsident des VVO), Liane Hirner (PwC Österreich), Moderator Eric Frey (Der Standard), Notenbank–Gouverneur Ewald Nowotny, Helmut Ettl (Finanzmarktaufsicht), FMVÖ Vizepräsident Josef Redl.

Financial Forum: „Versicherer sind gut aufgestellt.“

Die Frage war provokant gestellt, die Antwort fällt jedoch durchaus beruhigend aus. Natürlich steht Österreichs Versicherungswirtschaft vor neuen Herausforderungen. Aber dieser so wichtige – und gelegentlich unterschätzte – Teil der heimischen Finanzwirtschaft ist gut aufgestellt. Ein Testat, das immerhin von Helmut Ettl, Finanzmarktaufsicht Austria stammt. Die FMA fordert dennoch die Assekuranzen auf: Die Komfortzone verlassen!

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Ein sehr gut besuchtes Financial Forum des Finanz-Marketing Verbandes Österreich (FMVÖ) in Kooperation mit dem Finanzjournalistenforum widmete sich jüngst in der Nationalbank den Zukunftsfragen der Versicherungsbranche. Zur polarisierten Fragestellung „Adapt or die: Muss sich die österreichische Versicherungswirtschaft neu erfinden, um zu überleben?“ diskutierten Helmut Ettl (Finanzmarktaufsicht), Othmar Ederer ( Präsident des VVO), Liane Hirner (PwC Österreich), Alfred Leu (Generaldirektor Generali Holding Vienna) sowie Notenbank – Gouverneur Ewald Nowotny.

In seiner Begrüßung betonte FMVÖ Vizepräsident Josef Redl, der dieses Financial Forum wieder wie gewohnt mit hochkompetenten Experten zusammenstellen konnte, dass die österreichischen Versicherungen über einen stabilen Solvabilitätsgrad verfügen würden und auch Solvency II gut verkraftet. „Umbrüche in der Gesellschaft und Wirtschaft wie Digitalisierung, Roboterisierung, Künstliche Intelligenz, Big Data und Blockchain machen aber auch vor Versicherungen und deren Märkten nicht Halt.“ Damit werde sich auch das Wettbewerbsumfeld grundlegend ändern.

Als Einstieg in die Thematik gab der Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA), Helmut Ettl, einen Überblick über die Lage und die vielfältigen Herausforderungen der Versicherungsbranche. Aus Sicht von Ettl sei die überpointierte Frage „Adapt or die?“ (Anpassen oder sterben?) ein Kontrast zu den aktuellen Marktzahlen, die der Versicherungsbranche ein gutes Zeugnis bescheinigen. Die Einführung von Solvency II sei bestens bewältigt worden, allerdings habe man damit erst die Pflicht erfüllt und noch nicht die Kür. Handlungsbedarf orte er bei der Innovationsfähigkeit der Versicherungsbranche, wo es hinsichtlich Produktgestaltung und marktökonomischer Veränderungen Luft nach oben gäbe.

Die Entwicklung bei Lebensversicherungen im Niedrigzinsumfeld erfülle ihn mit gewisser Besorgnis. Es stelle sich die Frage, ob es nicht auch Wege gebe, anders zu denken, ohne das Prinzip des Versicherungsgedankens aufzugeben: „Warum bringt man die Bedürfnisse der Jüngeren nach leistbarem Wohnraum nicht mit denen der älteren Generation nach wertstabilen Zahlungsströmen im Rentenalter in Verbindung, oder investiert auch in die Ausbildung?“, so Ettls Grundsatzfrage zu neuen Engagements der Lebensversicherer. Die Digitalisierung wird von den Versicherungen aus seiner Sicht zwar sicher nicht verschlafen, allerdings sei zu hinterfragen, ob man nicht in gewissen Bereichen die Geschwindigkeit des Strukturwandels unterschätze.

Moderator Eric Frey (Chef vom Dienst bei „Der Standard)“ eröffnete die Diskussionsrunde mit der Frage an den Präsidenten des Versicherungsverbandes, Othmar Ederer, wie belastend die Versicherungen die Einführung von Solvency II beurteilen würden. Ederer betonte, dass das Prinzip von Solvency II grundsätzlich zu begrüßen sei. Kritik vonseiten der Branche gäbe es jedoch am Kosten-Nutzen-Effekt: „Man hätte mit deutlich geringerem Aufwand weite Teile des gewünschten Ergebnisses auch erzielen können.“

Auf die Frage, ob die Insurance Distribution Directive (IDD) die nächste Welle an Bürokratie und Kosten bringe, meinte der Generali Vorstandsvorsitzende Alfred Leu, es kämen mit der IDD eine höhere Systematik sowie eine umfassendere Dokumentation und damit administrative Lasten auf die Branche zu. „Die IDD ist aber für Versicherungen eine große Chance, an der Reputation der Branche zu arbeiten und Qualitätssicherung bei der Beratung herbeizuführen. Daher sehen wir diesen Aspekt der IDD sehr positiv“, so Leu.

Auch Liane Hirner, Partnerin der PwC Österreich , bestätigte, dass in der Branche enorme Kraftanstrengungen in Solvency II geflossen seien. Zur Regulierung der Vertriebsrichtlinie gäbe es allerdings Ansätze, wo den Versicherungen das Leben erleichtert werden könnte: „Golden Plating, also abweichende Regelungen durch die staatliche Regulierung, die schärfer sind als der IDD-Konsens der 28 EU-Staaten, ist nicht notwendig.“

Auf die Frage, ob ihm die Versicherungsbranche auch Sorgen hinsichtlich gesamtwirtschaftlicher Risiken mache, wenn man nicht gegensteuere, meinte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny, dies sei notwendig, in Österreich sei man aber gut aufgestellt. Was Versicherer aufgrund ihrer langfristigen Ausrichtungen allerdings benötigen würden, sei primär Stabilität. Rückwirkend eingeführte Regelungen – wie das unbefristete Rücktrittsrecht von Lebensversicherungen bei mangelhafter Belehrung – und willkürliche Entwicklungen seien abzulehnen. Daher sei auch die aktuelle Gesetzesänderung der Regierung in diesem Bereich zu begrüßen.

Versicherungen im Niedrigzinsumfeld

Auf die niedrigen Zinsen angesprochen, betonte CEO Leu, dass man davon ausgehe, dass diese sehr lange sehr niedrig bleiben würden. Man hoffe aber bei diesem Thema auf eine gute Hand bei den Nationalbanken: „Es ist für die gesamte Branche von enormer Bedeutung, dass in der Zinspolitik sorgsam umgegangen wird.“ Auch Ettl betonte die Relevanz dieses Themas: „Man muss sorgfältig beobachten was etwa bei den Lebensversicherungen passiert.“ Sowohl bei einem dramatischen Anstieg, aber auch bei einem lang anhaltenden Niedrigzinsumfeld gäbe es Probleme. Falls das gegenwärtige Zinsniveau weiter anhalte, müsse in der Lebensversicherung in 3 bis 4 Jahren auf Reserven zurückgegriffen werden: „Ein langsamer Anstieg der Zinsen wäre für die Versicherungen am besten.“ Laut OeNB-Nowotny werde man noch länger mit niedrigeren Zinsen leben müssen, weil auch die Inflationsrate relativ niedrig sei.

Das hochkarätige Podium bot einen Interessanten Einblick in die aktuellen administrativen wie zinspolitischen Probleme der österreichischen Versicherungswirtschaft. Der Themenbogen spannte sich von Solvency II über die IDD bis zu den Langfristfolgen der Niedrigzinsstrategie. Ein thematisch dichter Abend im würdigen Ambiente der obersten Währungshüter.

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