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UniCredit Bank Austria Volkswirtschaft Bundesländeranalyse: Rückgang der Wirtschaftsleistung durch Corona-Krise

Die Corona-Krise verursacht einen Einbruch der österreichischen Wirtschaft um rund neun Prozent, mit größeren Nachteilen für tourismusorientierte Bundesländer. Steiermark war 2019 mit Wirtschaftswachstum von zwei Prozent die dynamischste Region.

„In allen Bundesländern hat sich 2019 das ungünstige Konjunkturumfeld in einer zum Teil beträchtlichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums gegenüber 2018 niedergeschlagen. Insbesondere die Industrie wurde in den einzelnen Regionen vom globalen Abschwung stark getroffen. Die anhaltende Stärke des Inlandskonsums und ein ausgezeichnetes Tourismusjahr sorgten dagegen für robuste Unterstützung der Dienstleistungsbranchen“, erklärt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Steiermark 2019 an der Wachstumsspitze

„Insgesamt bevorzugte das Wachstumsmuster des Jahres 2019 die stärker dienstleistungsorientierten Bundesländer, die sich auch im Vorderfeld des regionalen Wachstumsrankings finden. Dagegen haben die Bundesländer mit einem hohen Industrieanteil zumeist nur einen unterdurchschnittlichen Anstieg der Wirtschaftsleistung erreicht. Diesem allgemeinen Trend zum Trotz hat die traditionelle Industriehochburg Steiermark mit 2,0 Prozent 2019 das stärkste Wachstum aller österreichischen Bundesländer verzeichnen können“, so Bruckbauer. Die Steiermark profitierte dabei von einer Sonderkonjunktur im Fahrzeugbau, der guten Baukonjunktur und der hohen Nachfrage nach verkehrs- und unternehmensnahen Dienstleistungen. Die Bundesländer Salzburg und Wien, deren Stärke vor allem im Dienstleistungsbereich liegt, konnten ebenfalls ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum von jeweils 1,8 Prozent erzielen. Die Tiroler Wirtschaft wuchs 2019 im bundesweiten Durchschnitt von 1,6 Prozent, gestützt unter anderem auf eine hohe Dynamik im Tourismus. Die Industrieregionen Oberösterreich (+1,5 Prozent), Vorarlberg (+1,4 Prozent) sowie Kärnten und Niederösterreich mit jeweils 1,2 Prozent verzeichneten dagegen ein etwas schwächeres Wirtschaftswachstum als der Durchschnitt. In diesen Bundesländern haben international tätige Unternehmen ihren Sitz, die von der Eintrübung der globalen Konjunktur besonders betroffen waren. Das Schlusslicht bildete 2019 das Burgenland mit einem Anstieg der regionalen Wirtschaftsleistung um geschätzte 1,1 Prozent, gebremst durch die Schwäche der regionalen Industrie.

Dienstleistungssektor stützte 2019 das Wachstum in allen Bundesländern

Die Stärke des Konsums unterstützt von realen Lohnsteigerungen, dem hohen Beschäftigungswachstum und fiskalischen Impulsen bescherte dem Dienstleistungssektor in Österreich mit einem Anstieg der realen Wertschöpfung von 1,8 Prozent eine höhere Dynamik als in den Vorjahren. Der Dienstleistungssektor, dessen Anteil an der Wertschöpfung österreichweit fast 70 Prozent beträgt, wuchs damit auch stärker als die Gesamtwirtschaft und lieferte in allen Bundesländern den mit Abstand wichtigsten Wachstumsbeitrag. Insgesamt sorgten die Dienstleistungen gestützt auf den starken privaten Konsum im Österreichdurchschnitt für fast drei Viertel des Wirtschaftswachstums. „In allen Bundesländern verzeichnete die Verkehrswirtschaft starke Zuwächse. Der Tourismus war vor allem im Osten Österreichs aufgrund hoher Zunahmen bei den Übernachtungen sehr dynamisch. Insgesamt sorgten die Dienstleistungen in Wien, Niederösterreich und in Salzburg für die stärksten Wachstumsimpulse. In Kärnten war der positive Einfluss am geringsten“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Robert Schwarz.

Abschwung der globalen Konjunktur dämpfte Industriedynamik

Die exportorientierten Industriebetriebe Österreichs haben die Abschwächung des globalen Handels im Jahr 2019 deutlich gespürt, zumal sich das Wachstum der österreichischen Warenexporte auf 2,5 Prozent halbierte. Auf Bundesländerebene konnten Wien, die Steiermark und Tirol einen klar überdurchschnittlich hohen Zuwachs erzielen. Am unteren Ende des Exportrankings liegt Kärnten. Das südlichste Bundesland musste als einzige Region einen Rückgang der Ausfuhren verzeichnen. Nach einem erfreulichen Anstieg der realen Wertschöpfung um 5,1 Prozent im Jahr 2018 verringerte sich das Wachstum der Industrie 2019 auf 1,0 Prozent. Von der Eintrübung der Industriekonjunktur waren alle Bundesländer betroffen. Besonders stark war die Verlangsamung in Kärnten und in Niederösterreich zu spüren. Relativ robust zeigte sich die Industrie in Salzburg und Vorarlberg. „Trotz der Abschwächung war die Sachgüterindustrie 2019 in fast allen Bundesländern eine wichtige Wachstumsstütze. Insbesondere in den traditionellen Industriehochburgen Steiermark, Oberösterreich und Vorarlberg sorgte der Sektor für positive Impulse. Nur im Burgenland und in Niederösterreich konnte die Industrie keinen positiven Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten“, so Schwarz.

Ausblick 2020: Massiver Konjunktureinbruch in allen Bundesländern

Infolge der Corona-Krise ist für das Jahr 2020 von einem deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Österreich von rund neun Prozent auszugehen. Die Auswirkungen der Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus werden alle österreichischen Bundesländer stark spüren. Der Rückgang der Wertschöpfung wird voraussichtlich viel stärker ausfallen als während der Finanzkrise 2008/2009. Im Unterschied zur Finanzkrise, von der industrieorientierte Bundesländer überdurchschnittlich betroffen waren, sind in der Corona-Krise für die Tourismushochburgen stärkere Einbußen zu erwarten. „Tirol wird im Gesamtjahr 2020 von allen österreichischen Bundesländern mit rund 12 Prozent voraussichtlich den stärksten Rückgang der Wirtschaftsleistung erleiden. Der hohe Tourismusanteil und die starke Fokussierung auf ausländische Gäste werden auch in Salzburg und in Vorarlberg zu zweistelligen Wirtschaftseinbußen führen. Dagegen sollte in Wien und im Burgenland der Rückgang weniger stark ausfallen“, erwartet Schwarz.

Die Vorarlberger Wirtschaft ist durch den hohen Industrieanteil von der Unterbrechung der globalen Wertschöpfungsketten besonders stark betroffen. Die Industriehochburgen Oberösterreich, Steiermark, aber auch Niederösterreich und Kärnten leiden ebenfalls unter der angebotsseitigen Störung der Wirtschaft. Der Konjunktureinbruch in diesen Bundesländern wird nach Einschätzung der Ökonomen der UniCredit Bank Austria etwas über oder rund um neun Prozent liegen, zumal der Tourismus in Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark eine deutlich geringere Bedeutung für die Gesamtwirtschaft aufweist und darüber hinaus vorwiegend auf Inländer ausgerichtet ist. In der Bundeshauptstadt Wien und im Burgenland nimmt der öffentliche Dienst eine wichtige Stellung ein, dessen Wirtschaftsleistung weniger abhängig von der Konjunktur ist. Aufgrund der Internationalität der Wienbesucher und der großen Bedeutung des Kongresstourismus werden sich die Nächtigungszahlen in Wien jedoch voraussichtlich fast halbieren. In Wien und im Burgenland wird der Rückgang der Wirtschaftsleistung zwar unter dem Durchschnitt liegen, mit 8,0 beziehungsweise 7,5 Prozent dennoch in historischen Dimensionen liegen.

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