Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte 2024 die Leitzinsen in vier Schritten. Dies führte in Österreich zu niedrigeren Zinssätzen für Kredite und Einlagen. Während private Haushalte ihre Bankeinlagen deutlich erhöhten, nahm auch die Vergabe von Wohnbaukrediten mit Zinsbindung zu.
Leitzinssenkungen beeinflussen Kund:innenzinssätze
Die Zinssenkungen der EZB wirkten sich 2024 direkt auf die Finanzierungsbedingungen für private Haushalte und Unternehmen aus. „Die Leitzinssenkungen führten sowohl auf der Einlagen- als auch auf der Kreditseite zu rückläufigen Kund:innenzinssätzen“, erklärte Edeltraud Stiftinger, Vize-Gouverneurin der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Während der Zinssatz für neu vergebene Kredite an private Haushalte um 1,05 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent sank, blieben die Zinsspannen zwischen neuen Kredit- und Einlagenverträgen mit durchschnittlich 156 Basispunkten auf dem Niveau der Vorjahre.
Wohnbaukredite bevorzugt mit Zinsbindung
Der Trend zu Wohnbaukrediten mit fixem Zinssatz verstärkte sich 2024 weiter. „Die sinkenden Zinssätze auf der Kreditseite im Jahr 2024 brachten verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten für Haushalte und Unternehmen mit sich“, so Stiftinger. Der durchschnittliche Zinssatz für neue Wohnbaukredite sank um 0,8 Prozentpunkte auf 3,51 Prozent, was zu einem Anstieg der Neukreditvergaben führte. Besonders im zweiten Halbjahr 2024 wurden Wohnbaukredite im Gesamtwert von 6,2 Mrd. Euro vergeben – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum (4,9 Mrd. Euro). „Österreicher:innen setzten 2024 fast ausschließlich (zu 89 Prozent) auf Wohnbaukredite mit Zinsbindung“, bestätigte OeNB-Direktor Thomas Steiner.
Stagnation im Unternehmenskreditgeschäft
Während private Haushalte von den gesunkenen Zinsen profitierten, stagnierte das Kreditgeschäft mit Unternehmen. Trotz eines Rückgangs der Finanzierungskosten um 1,13 Prozentpunkte auf 3,99 Prozent blieb die Kreditnachfrage verhalten. Dies lag vor allem an einem geringeren Bedarf für Betriebsmittel und Lagerhaltung. Das Kreditwachstum im Unternehmenssektor betrug Ende 2024 nur noch 1,9 Prozent – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr (2,7 Prozent). Wachstum zeigte sich lediglich bei langfristigen Unternehmenskrediten, die sich um 4,9 Prozent ausweiteten. Besonders bemerkenswert: „Das Kreditportfolio österreichischer Banken weist einen geringeren CO2-Fußabdruck auf als jenes von Banken im Euroraum insgesamt“, so die OeNB, da der Anteil der Finanzierungen emissionsstarker Branchen vergleichsweise niedriger ausfällt.
Einlagenwachstum trotz sinkender Zinssätze
Auf der Einlagenseite zeigte sich ein ähnliches Bild: Trotz sinkender Zinsen erhöhten private Haushalte ihre Bankeinlagen um 19 Mrd. Euro, wobei gebundene Einlagen mit 10 Mrd. Euro einen wesentlichen Anteil ausmachten. „Trotz sinkender Einlagenzinssätze erhöhten private Haushalte ihre Bankeinlagen im vergangenen Jahr deutlich“, erläuterte Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik in der OeNB. Während der Zinssatz für neu gebundene Einlagen im Jahresvergleich von 3,25 Prozent auf 2,43 Prozent fiel, lag er damit noch immer deutlich über jenem für täglich fällige Sparprodukte (1,57 Prozent).