„Mit ihrem vorläufigen Ergebnis 2020 wird die VIG-Gruppe auch in einer Zeit großer Herausforderungen ihrem Anspruch, ein stabiler und verlässlicher Partner zu sein, mehr als gerecht. Die Covid-19-Situation hat zwar so gut wie das gesamte Geschäftsjahr 2020 unseren Geschäftsverlauf beeinträchtigt, die VIG-Gruppe konnte jedoch im operativen Verlauf insgesamt eine sehr stabile Entwicklung erzielen und die geplanten Maßnahmen im Rahmen des letzten Jahres der ‚Agenda 2020‘ konsequent fortführen. Wir legten während der Pandemie einen speziellen Fokus auf die Erweiterung digitaler Angebots- und Serviceleistungen. Mit dem Erwerb des Osteuropageschäfts der Aegon konnten wir auch während einer weltweiten Ausnahmesituation einen wichtigen Schritt zum Ausbau unserer Marktführerschaft in der CEE-Region setzen“, erklärt Generaldirektorin Elisabeth Stadler.
„Die Prämieneinnahmen erhöhten sich auf 10,43 Milliarden Euro. Mit einem Gewinn vor Steuern in Höhe von 346 Millionen Euro ist es gelungen, die obere Grenze unserer für 2020 kommunizierten Gewinnbandbreite von 300 bis 350 Millionen Euro zu erreichen. Darin sind auch Firmenwertabschreibungen in Höhe von rund 120 Millionen Euro inkludiert. Die Combined Ratio konnte weiter auf 95 Prozent verbessert werden, womit wir unser Ziel, die Combined Ratio in Richtung 95 Prozent zu bringen, bereits erreicht haben. Wir werden weiterhin unser Augenmerk auf eine Optimierung der Kostenstruktur legen. Trotz turbulenter Zeiten zeigen wir sehr solide Ergebnisse und eine operativ stabile Performance. Die anhaltende Pandemie lässt die Prognosen für die weitere Entwicklung schwierig gestalten“, kommentiert Stadler die Kennzahlen. „Unter der Annahme der derzeitigen Entwicklung gehen wir für 2021 von einem stabilen Prämienvolumen in der Höhe von 2020 aus. Den Gewinn vor Steuern streben wir für 2021 in einer Bandbreite von 450 Millionen bis 500 Millionen Euro an und kehren damit auf das Vorkrisenniveau zurück. Wir schlagen den Gremien 75 Cent als Dividende pro Aktie vor und erreichen damit eine Ausschüttungsquote von 41,5 Prozent, die unserer Dividendenpolitik entspricht“, so Stadler.
Positive Prämienentwicklung trotz Pandemie
Der Geschäftsverlauf der VIG-Gruppe wurde durch die Pandemie und die diversen Lockdowns und Ausnahmebestimmungen beeinträchtigt. Aufgrund eines positiven Wachstums in den ersten beiden Monaten des Jahres 2020 konnten die Rückgänge im Neugeschäft während der ersten strengen Lockdown-Phasen kompensiert werden. Die Situation hat sich in den darauffolgenden Lockerungsphasen fast normalisiert und lag Mitte des Jahres in vielen Ländern der VIG-Gruppe wieder auf dem Niveau vor Covid-19. Die Entwicklung hat sich im Laufe des Herbstes speziell in
den CEE-Märkten aufgrund stark steigender Infektionszahlen wieder verschärft. Dennoch konnte das Kfz-Versicherungsgeschäft mit 1.507 Millionen Euro Prämienvolumen in der Kfz-Haftpflicht auf dem Vorjahresniveau gehalten werden und in der Kfz-Kasko auf 1.289 Millionen Euro sogar leicht zulegen. Erfreulich verlief das Sachversicherungsgeschäft. Hier konnte ein Prämienplus von nahezu 5 Prozent auf 4.879 Millionen Euro erzielt werden. Das ist unter anderem auf eine sehr gute Entwicklung des Firmengeschäfts zurückzuführen, da die VIG-Gruppe als Versicherer stärker in der Großindustrie als in den besonders betroffenen Branchen Handel, Tourismus und Gastronomie tätig ist. Schwächer ist das Interesse an Lebensversicherungen gewesen. Aufgrund der Pandemie haben sich die Prioritäten der Menschen verschoben und es wurden geringere Neuvertragsabschlüsse verzeichnet. Mit 2.609 Millionen Euro zeigte die Lebensversicherung mit laufender Prämienzahlung einen geringfügigen Rückgang um 1,5 Prozent, während der Strategie folgend die Einmalerläge in der Lebensversicherung um rund 12 Prozent auf 884 Millionen Euro zurückgingen.
Die Prämien in der Krankenversicherung konnten um 1,4 Prozent auf 703 Millionen Euro weiter gesteigert werden. Covid-19 hat generell zu einem erhöhten Gesundheitsbewusstsein geführt, worauf die VIG-Gruppe mit einem verstärkten Angebot an Serviceleistungen rasch reagiert hat. Die Wiener Städtische Versicherung hat in dieser Zeit die Leistungen ihrer Gesundheits-App erweitert und die Plattform #stayhealthy mit kostenlosen Services initiiert und Anfang dieses Jahres die App in „losleben“ neu gelauncht.
Geringere Versicherungsleistungen
Auch die Schadenentwicklung wurde durch die Covid-19-Situation beeinflusst. Während der ersten Lockdown-Phasen waren Rückgänge vor allem in der Kfz-Versicherung zu verzeichnen, andererseits hat sich die Anzahl an Haushaltsunfällen erhöht. Nach den Öffnungsschritten normalisierte sich die Schadenentwicklung auf Vor-Covid-19-Niveau. Insgesamt verzeichnete die VIG-Gruppe bei den Versicherungsleistungen einen Rückgang von 3,2 Prozent auf etwas über 7 Milliarden Euro.
Gewinn vor Steuern von 346 Millionen Euro
Mit 346 Millionen Euro liegt das Ergebnis vor Steuern am oberen Ende der Erwartungen von 300 bis 350 Millionen Euro und im Vergleich zum ausgezeichneten Vorjahreswert um rund ein Drittel niedriger. Im Ergebnis sind auch die zum Halbjahr 2020 getätigten Firmenwertabschreibungen in der Höhe von rund 120 Millionen Euro für die Märkte Bulgarien, Kroatien und Georgien enthalten, die aus der zum 30. Juni 2020 anlassbezogenen Überprüfung der Werthaltigkeit von Firmenwerten im Zusammenhang mit Covid-19 resultieren. Das Nettoergebnis liegt mit 231,5 Millionen Euro um 30 Prozent niedriger als im Vorjahr. Die Rückgänge sind auf das rückläufige Finanzergebnis zurückzuführen, das vorwiegend durch Covid-19 und die daraus resultierenden Wertminderungen, sowie auf die damit verbundenen geringeren laufenden Erträge aus Kapitalanlagen belastet wird.
Combined Ratio verbessert
Die Combined Ratio konnte 2020 wieder weiter auf 95 Prozent verbessert werden. Dazu haben vor allem die zahlreichen Maßnahmen der „Agenda 2020“ beigetragen. Vor Einführung des Managementprogramms lag die Combined Ratio bei 97,3 Prozent und konnte schrittweise bis 2020 auf 95 Prozent gesenkt werden. Auch verminderte Schadenaufwendungen während der Lockdown-Phasen haben zur Verbesserung beigetragen.
Weitere Kennzahlen
Das Finanzergebnis betrug 596 Millionen Euro und ist um 41 Prozent niedriger als im Vorjahr. Die vorläufige, aufsichtsrechtliche Solvenzquote der VIG-Gruppe liegt per Ende 2020 bei 235 Prozent. Die gesamten Kapitalanlagen (einschließlich der liquiden Mittel) betrugen zum 31. Dezember 2020 36,6 Milliarden Euro und lagen somit um 2 Prozent über dem Vorjahreswert. Der Embedded Value der Lebens- und Krankenversicherung, der sich aus dem Nettovermögen sowie dem aktuellen Wert der zukünftigen Erträge aus dem bestehenden Versicherungsbestand zusammensetzt, lag zum Stichtag 31. Dezember 2020 bei 3,23 Milliarden Euro. Obwohl der Embedded Value in einem herausfordernden Zinsumfeld gesunken ist, hat sich die Diversifikation des Bestandes bezahlt gemacht. Der besonders zinssensitiven klassischen Lebensversicherung in Österreich wirkte der Bestand in CEE mit einem Anstieg des Embedded Value von 197 Millionen Euro entgegen. Die Wertschöpfung wurde auch durch den Abschluss von profitablem Neugeschäft mit einer Marge von 2,2 Prozent unterstützt. Die VIG-Gruppe erzielte in CEE wieder eine sehr gute Marge von 4,4 Prozent.
Dividendenvorschlag 75 Cent pro Aktie
Der Vorstand der Vienna Insurance Group wird den Gremien eine Dividende für 2020 in der Höhe von 75 Cent/Aktie vorschlagen. Dies steht im Einklang mit der vorsichtigen und nachhaltigen Kapitalplanung und unserer stabilen Dividendenpolitik, die eine Ausschüttungsstrategie von 30 bis 50 Prozent des Konzerngewinns nach Steuern und nicht beherrschenden Anteilen vorsieht. Unsere Aktionäre sollen auch in Zeiten von Covid-19 am Ergebnis des Geschäftsjahres 2020 partizipieren können. Die Ausschüttungsquote liegt bei 41,5 Prozent.
Aktuelle Entwicklung für 2021
Aufgrund des noch nicht absehbaren Endes der Pandemie sind Einschätzungen über den Geschäftsverlauf im aktuellen Geschäftsjahr weiterhin von sehr hohen Unsicherheiten begleitet. Ungeachtet der Tatsache, dass die VIG-Gruppe bisher sehr gut durch diese Ausnahmephase steuern konnte und sich in der Lage sieht, das operative Geschäft weiterhin gut zu managen, ist aus derzeitiger Sicht mit Beeinträchtigungen aufgrund volkswirtschaftlicher Entwicklungen zu rechnen. Unter diesen Aspekten und unter Berücksichtigung der derzeit geltenden Parameter rechnet die VIG-Gruppe mit einem stabilen Prämienvolumen auf dem Niveau von 2020 und einem Gewinn vor Steuern in der Bandbreite von 450 bis 500 Millionen Euro (die Aegon-Gesellschaften sind im Ausblick 2021 nicht berücksichtigt). Die Combined Ratio soll weiterhin nachhaltig bei rund 95 Prozent liegen.
Marktführerschaft in CEE mit Aegon-Zukauf gestärkt
Ende November 2020 hat die Vienna Insurance Group mit der Vertragsunterzeichnung zum Erwerb des Osteuropageschäfts der niederländischen Aegon einen wichtigen Schritt zum Ausbau ihrer Marktführerschaft in der CEE-Region gesetzt. „Wir sind in den Märkten in der CEE-Region mit knapp 19 Prozent Marktanteil klarer Marktführer. Unsere Ambition, die führende Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa zu sein, ist damit deutlich bestätigt. Wir freuen uns sehr, dass wir mit Aegon eine Einigung erzielt haben und sind überzeugt, der richtige Partner für die Übernahme der rund 15 Gesellschaften in Ungarn, Polen, Rumänien und der Türkei zu sein. Das Paket umfasst Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen, eine Asset Management-Gesellschaft und Servicegesellschaften, die sehr gut unsere bestehenden Portfolios in den Märkten ergänzen bzw. stärken. Diese Transaktion wird uns die nächsten Monate intensiv beschäftigen. Wir erwarten das Closing im 2. Halbjahr 2021“, betont Elisabeth Stadler. Die Transaktion erfolgt vorbehaltlich der erforderlichen aufsichts- und wettbewerbsrechtlichen Genehmigungen. Der Erwerb der Aegon-Gesellschaften ist für die Vienna Insurance Group die zweitgrößte Akquisition in ihrer Expansionsgeschichte nach dem Erwerb der Sparkassen Versicherungsgesellschaften von der Erste Group vor 13 Jahren. Die VIG-Gruppe kann auf Basis der Daten von 2019 mit zusätzlich 600 Millionen Euro Versicherungsprämien, einem verwalteten Pensionskassenvolumen von rund 5 Milliarden Euro und rund 4,5 Millionen neuen Kunden rechnen.
„Agenda 2020“ erfolgreich umgesetzt
Mit Ende des Jahres ist auch das vierjährige Managementprogramm „Agenda 2020“ zu Ende gegangen. Die Maßnahmen, die unter der Optimierung des Geschäftsmodells umgesetzt wurden, tragen zur Schaffung von Kostenvorteilen, Erhöhung der Kosteneffizienz und Verbesserung der Combined Ratio bei. Dazu wurden im Rahmen der Agenda 2020 13 Fusionen in elf Ländern durchgeführt und Serviceeinheiten mit Fokus auf die Nutzung gemeinsamer IT-Systeme in Österreich, Rumänien und der Ukraine geschaffen. Die Optimierung des Schadenauszahlungsprozesses wurde in 15 VIG-Gesellschaften ausgerollt und brachte ein jährliches Einsparungspotential von 5,6 Prozent der Schadenzahlungen, rund 45 Millionen Euro. Ebenso wurde eine Methodik zur Verringerung von unberechtigten Schadenforderungen entwickelt, die in 22 Gesellschaften angewandt wurde und Einsparungen von rund 28 Millionen Euro zeigt. Unter dem zweiten Schwerpunkt der „Agenda 2020“ standen Themen zur Absicherung der Zukunftsfähigkeit im Fokus. Mit dem Bankversicherungspartner Erste Group wurden der Kooperationsvertrag bis Ende 2033 verlängert und neue Schwerpunkte im digitalen Servicebereich über die Kundenplattform der Erste Group „George“ gesetzt. 2020 konnten bereits rund 39.000 Versicherungspolizzen in der Tschechischen Republik, der Slowakei und in Rumänien über diese digitale Plattform online abgeschlossen werden.
Für die Rückversicherungsgesellschaft der VIG-Gruppe, die VIG Re, stand die Geschäftserweiterung auf die DACH-Region, Frankreich und die Benelux-Länder am Plan. 2017 wurde dafür in Frankfurt und ein Jahr später in Paris eine Niederlassung eröffnet. Das Prämienvolumen der VIG Re konnte von 2016 bis 2020 um rund 50 Prozent auf 634 Millionen Euro gesteigert werden.
Im Rahmen der „Agenda 2020“ hat sich die VIG-Gruppe intensiv auch dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet und 2017 ihre Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen. Zu den gesetzten Maßnahmen zählt etwa die Klimawandelstrategie, die im Mai 2019 veröffentlicht wurde und einen schrittweisen Rückzug aus dem Kohlesektor vorsieht. Die Gruppe unterstützt damit den Übergang in eine CO2-arme Zukunft. Als weitere Maßnahme werden umweltfreundliche Investitionen in Richtung Schiene, Wind- und Wasserkraft sowie in Green Bonds verstärkt. 2019 wurde der Bestand an Green Bonds verdoppelt und 2020 ein Gesamt-Exposure an Green Bonds von 238 Millionen Euro verzeichnet. Die Vienna Insurance Group plant demnächst eine Nachhaltigkeitsanleihe zu begeben, die sowohl umweltfreundliche als auch soziale Anlageformen beinhaltet.