Nach der Eintrübung der Wirtschaftsindikatoren in den Sommermonaten am damaligen Höhepunkt des US-China-Handelskonflikts kehrte, so die Oberbank in ihrem Finanzmarkt aktuell-Report, „im Frühherbst die Zuversicht unter den Anlegern wieder zurück“.
Der Deutsche Börsen Leitindex DAX verzeichnete in der ersten Novemberwoche ein neues Jahreshoch bei 13.289 Punkten – aktuell in der zweiten Jännerwoche sind es sogar 13.320 Punkte (von Oktober 2017 bis März 2018 wurde diese bisherigen Rekordmarken mit bis zu 13.600 Punkte vom DAX erstmals in seiner Geschichte erreicht und seitdem erst nun wieder seit Oktober 2019). Zusätzlich überraschte auch, so die Oberbank-Analysten, der ZEW-Index positiv, welcher auf einer Befragung unter mehreren hundert Finanzexperten innerhalb der Bundesrepublik in Hinblick auf die Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung basiert: Die Erwartungshaltungen für die kommenden Monate Anfang 2020 stabilisierten sich seit dem Tiefpunkt im August wieder auf dem Niveau des Frühjahres 2019. „Die Stimmung der Marktteilnehmer in Bezug auf die Wirtschaftsentwicklungen könnte sich somit auf einem niedrigen, aber durchaus gefestigterem Niveau eingependelt haben“, erwartet die Oberbank.
Im aktuellen Finanzmarktreport Jänner 2020 spricht das ZEW (steht für „Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung“ mit Sitz in Mannheim) von eine „erneuten erheblichen Zunahme der ZEW-Konjunkturerwartungen“, die „auf den ersten Blick überraschend“ sei. „Sie basiert vor allem auf der Hoffnung, dass sich die deutschen Exporte und der private Konsum besser entwickeln werden als bisher gedacht. Diese Hoffnung wird von mehreren Entwicklungen gestützt, die positiver sind als erwartet“ – neben steigenden Exporten auch daran, „dass das Konjunkturwachstum in den Ländern der EU im dritten Quartal mit einem Zuwachs von 0,3 % zum Vorquartal und 1,4 % zum Vorjahr relativ gut war. Auch im Eurogebiet lag das Quartalswachstum mit 0,2 % (1,2 Prozent relativ zum Vorjahr) über den Schätzungen von Experten“, analysiert das ZEW.
Ebenso seien die Konjunkturerwartungen „für die Eurozone im Dezember 2019 erstmals seit 18 Monaten wieder über die Nulllinie“ gestiegen.
Nur ein Twitter-Post
Die trüben Aussichten auf die Wirtschaftsentwicklung in der Euro-Zone, fasst die Oberbank ihren Ausblick zusammen, „könnten nun einen Boden erreicht haben und die pessimistische Stimmung der Sommermonate an den Märkten scheint sich nun in eine Akzeptanz eines moderaten Wirtschaftswachstums umgewandelt zu haben. Jedoch werde sich das Hauptaugenmerk der Finanzmarktakteure in den kommenden Monaten voraussichtlich weiter auf die Entwicklungen im Handelsstreit zwischen Washington und Peking legen, da eine Verschlechterung des Konflikts die Weltwirtschaft stärker treffen könnte. Deshalb sollten sich die Marktteilnehmer bewusst sein, dass Abwärtsrisiken an den Finanzmärkten nur einen Twitter-Post entfernt sein könnten“, formulieren die Oberbank-Analysten (Anmerkung: Der aktuelle Konflikt USA-Iran konnte da noch nicht „eingepreist“ werden).
Österreich
Für Österreich erwartete die WIFO-Prognose für 2020 und 2021 eine „gedämpfte Konjunktur“ aufgrund der Schwäche der Weltwirtschaft: „Nach einem Anstieg von 1,7 % im Jahr 2019 dürfte das BIP 2020 um 1,2 % und 2021 um 1,4 % zunehmen“.
Analog lautet die Gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB für Österreich, diesfalls 2019 bis 2022: „Im Sog der internationalen Konjunkturabkühlung schwächt sich auch das Wirtschaftswachstum in Österreich deutlich ab. Die exportorientierte heimische Industrie ist von dieser Entwicklung besonders betroffen. Die heimische Nachfrage – insbesondere die Konsumnachfrage und der florierende Bausektor – wirkt einer stärkeren Konjunkturabschwächung entgegen. Aufgrund eines robusten Wachstums zu Jahresbeginn erwartet die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) in ihrer gesamtwirtschaftlichen Prognose vom Dezember 2019 für das laufende Jahr noch ein Wirtschaftswachstum von 1,6 %. Für 2020 wird jedoch eine Abschwächung auf 1,1 % prognostiziert. Dies bedeutet eine Abwärtsrevision gegenüber der Prognose vom Juni 2019 um 0,5 Prozentpunkte. Mit der unterstellten schrittweisen Erholung der Weltwirtschaft wird sich in den Folgejahren auch das Wachstum in Österreich wieder auf rund 1,5 % beschleunigen“. (Die Inflation soll bei durchschnittlich 1,5 Prozent liegen; der gesamtstaatliche Budgetsaldo – eines der Budgetziele der neuen Bundesregierung – soll in den Jahren 2019 bis 2022 einen Überschuss aufweisen und die Schuldenquote Österreichs soll, so die OeNB, „ausgehend von 74,0 Prozent des BIP im Jahr 2018 auf 63,4 Prozent des BIP im Jahr 2022 sinken“.).