Das Unternehmen Wirecard, um das ein Bilanzskandal mit einem Loch von 1,9 Milliarden Euro brodelt, stellt beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit zu stellen. Die Aktie des wurde daraufhin für eine Stunde vom Handel ausgesetzt.
„Wir sind von unserem Abschlussprüfer EY in Deutschland darüber informiert worden, dass ein Bestätigungsvermerk für den Jahresabschluss 2019 aufgrund unberechtigter Bankbestätigungen weitere Prüfungshandlungen erfordert”, sagte Ex-CEO Markus Braun letzte Woche in einem Video. Braun ist mittlerweile von allen Funktionen zurückgetreten, wurde festgenommen und gegen Zahlung einer Kaution in Millionenhöhe wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY hatte ihr Testat für den Jahresabschluss 2019 verweigert, da es keine Nachweise über die Existenz angeblicher Treuhandkonten auf den Philippinen gibt. Bei Wirecard hat man inzwischen ebenfalls Zweifel, ob das Geschäft mit Partnern in Asien, das seit Jahren für einen großen Teil der Gewinne des Zahlungsdienstleisters steht, überhaupt existiert. Man untersuche, „ob, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang dieses Geschäft tatsächlich zugunsten der Gesellschaft geführt wurde“.
Der Insolvenzantrag wurde auf Grund der fehlenden 1,9 Milliarden Euro gestellt, ob die Pleite auch auf die Tochtergesellschaften von Wirecard ausgeweitet wird, ist noch unklar. In Österreich hat das Unternehmen Kredite bei der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich‐Wien (in der Höhe von 60 Millionen Euro) und der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (in der Höhe von 45 Millione Euro). Weltweit hat der Zahlungsdienstleister Kreditlinien in Höhe von insgesamt 1,75 Milliarden Euro bei mindestens 15 Banken, davon seien rund 800 Millionen Euro noch ausständig. Zu den größten Gläubigerbanken gehören laut dem Bloomberg‐Bericht ABN Amro, Commerzbank, ING, Landesbank Baden‐Württemberg, Barclays, Credit Agricole, DZ Bank, Lloyds, Bank of China, Citi und Deutsche Bank.